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Sendung 02. Oktober 2016: Gegenwart und Zukunft - Landwirtschaft, Fischerei, Lebensmittelhandwerk. Unsere Ernährung

Welche Landwirtschaft, welche Fischerei, welches Lebensmittelhandwerk brauchen wir? Der DGE-Ernährungskreis empfiehlt vor allem Getreideprodukte, Gemüse, Kartoffeln und Obst. Fisch und Tierprodukte in kleineren Anteilen. Vegetarier oder Veganer würden protestieren. Doch in Regionen wie der Mongolei bestimmen extremes Klima und Nomadenkultur den Speiseplan, und der ist eher deftig. Außerdem gibt es unterschiedliche Ernährungs-Empfehlungen. Über ein Lebensmittel ist man sich sicher einig: wir alle brauchen sauberes Wasser.

Die Welternährung kommt oft in Krisenberichten vor. Doch ist auch viel Ermutigendes zu sagen. Und das Ermutigende kommt aus der weltweiten Vielfalt ...

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Sendungen © Oktober 2016 Sylvia Schmidt / Demokratie Online CC BY-NC-ND
Interviews mit: Anna Szumelda (Dipl.-Landschaftsökologin aus Polen), Lea Leimann (Ökotrophologin, Konditorin, im Leitungsteam der Slow Food Youth, seit 2019 im Vorstand von Slow Food Deutschland), Amadé Billesberger (Biolandwirt nach Naturland-Richtlinien, einer der Delegierten auf der Terra-Madre-Konferenz 2015) +++ O-TÖNE mit freundlicher Genehmigung: "Ostseefischer - Chance auf Überleben?" von Justus Worbs / justusworbsfilm.de +++ "Heimvorteil – junge Landwirte starten durch" +++ von Heinzelfilm mit Landwirten und einer Landwirtin der Landjugend Württemberg-Baden, des Bundes der Landjugend Württemberg-Hohenzollern sowie vom Bund Badischer Landjugend +++ "Berufsbild Gemüsegärtner - so wird man Gärtner Fachrichtung Gemüsebau" von Markus Tischner / frisbee medien +++ die Musik: alles CC, Infos und Links, Liste siehe bitte weiter unten im Artikel bei den Wh. der Sendungen!

Screenshot aus dem Dokumentarfilm von Justus Worbs: Ostseefischer - Chance auf Überleben?
Kapitän und Fischer Martin Lange an Bord der FRE34, Dokumentarfilm: "Ostseefischer - Chance auf Überleben?" von Justus Worbs (Link zum Video)
Vieles beschäftigt die Fischer neben ihrem Arbeitsalltag. Wegen Überdüngung der Ostsee stand die Internationale Ostseekonferenz 2015 unter dem Motto: eine grünere Landwirtschaft für eine blauere Ostsee (WWF-Info). Der Druck Richtung Wachse-oder-weiche betrifft auch die Fischerei. Die zur Schonung von Fischbeständen nötigen Fangquoten können Brotfische betreffen, vielleicht Dorsch oder Hering. Wenn man die MSC-Zertifizierung geschafft hat, bekommt man auf dem Markt auch angemessene Preise?
Doch wie viele Landwirte oder Gärtner hat auch dieser Fischer nicht nur mit dem Kopf entschieden, oder weil er in den Beruf hineingewachsen ist. Die Ostsee ist "definitiv mein Zuhause" sagt er, und sie ist eines der schönsten Meere ...

Erzeuger sollen: nachhaltig produzieren, dass sich Ressourcen erholen und wieder auffüllen können. Lebensmittel sollen gesund, wohlschmeckend, billig sein. Produzenten sollen Mindestmengen liefern, die Vermarktungsnormen (BLE-Info) entsprechen. Gemüse und Obst soll es (billig) auch außerhalb der Saison geben. Die Liste der Gesetze, Vorschriften, Nachweispflichten ist lang. Wer auf Bio umstellt, hat das ökologische Gleichgewicht nicht sofort, wohl aber mehr Bürokratie und übliche Marktbedingungen. Die Lebensmittelindustrie, die einen großen Teil der Menschen ernährt, weil zu wenige selbst produzieren, muss Ware mit Maschinen verarbeiten können und will sie billig einkaufen. Nicht nur der bekannte Bauer Willi sagt Schnauze voll und kritisiert vor allem den Preisdruck nach unten.

Ähnlich, nur höflicher sagte es Bernadette Ouattara (INADES Formation, Burkina Faso) 2012 bei einer Agrarwende-Demo in Hannover, HIER die D. O.-Sendung dazu. Länder Afrikas, Asiens, Lateinamerikas haben noch zusätzliche Schwierigkeiten durch den Reformdruck internationaler Institutionen wie IWF oder Weltbank.

DIE INTERVIEWS:

BEISPIEL POLEN::

die polnische Landschaftsökologin und zu der Zeit Doktorandin Anna Szumelda (u. a. im Team des Forschungsprojektes "Politiken der Naturgestaltung" / Leuphana-Universität Lüneburg beantwortete Fragen zur polnischen Land- und Lebensmittelwirtschaft und Umwelt. Für ihre Studie "Der Beitrag kleiner landwirtschaftlicher Betriebe zu einer nachhaltigen Entwicklung ländlicher Räume. Eine Untersuchung in ausgewählten Regionen Polens" hatte sie Bauern, Bäuerinnen im Südosten interviewt. Is small beautiful? Und was brachten Marktwirtschaft und EU-Politik?

+++ Eine Ergänzung von 2020: Polen war 2019 Gastgeberland der Clean Baltic Coalition - Konferenz - eine grünere Landwirtschaft für eine blauere Ostsee. Frau Szumelda war eine der Referentinnen. +++


Ein zukunftsweisendes Beispiel Polens (nicht aus der Sendung) könnte das Ekocentrum ICPPC sein, gegründet von den Bio-Landwirten Jadwiga Łopata und Julian Rose. HIER ein Interview vom In Motion Magazine. Ihr Hof verbindet biologisch-organische Landwirtschaft mit erneuerbarer Energie und ökologischem Bauen, außerdem traditionelle und moderne Praktiken. Weitere Standbeine sind Schulungen und Ferienangebote. +++

+++ HIER die Ekoconnect-Berichte über Entwicklung des Ökolandbaus in Mittel- und Osteuropa +++ Infos des ARC2020-Verbandes zur Situation einzelner Mitgliedsländer +++ aus Rumänien: Verband ökologischer, bäuerlicher Landwirte "Eco Ruralis" (hier auf der Webseite der internationalen Bauernorganisation La Via Campesina) +++ im Nachwende-Deutschland warnte schon vor Jahren das "Bündnis junge Landwirtschaft" Berlin-Brandenburg vor zu hohen Bodenpreisen und einseitigen Agrarstrukturen Ostdeutschlands. Mitverursacher ist die BVVG, die Bodenverwertungs - und Verwaltungsgesellschaft. Sie privatisierte ehemaliges DDR-Land unter Bevorzugung zahlungskräftiger Investoren ((mehr dazu in der Schweriner Volkszeitung, 2017).

Das Bündnis der jungen Landwirtschaft hat auch Kontakte in die Ukraine, und dort ist die Schwarzerde oder Tschernosem/Chernozem verbreitet (Deutsche Apotheker-Zeitung mit Verweis auf Bodenkunde-Gesellschaften). Solche gibt es vereinzelt auch in Deutschland (Börden). Doch auch solche Böden, die Investoren für sich entdeckt haben, sind nicht unendlich abnutzbar ...
Backwaren aus der EU. Bio sieht man nicht, es bedeutet aber z. B. Verzicht auf chemische Beize des Saatgutes oder auf Sikkation vor der Ernte. Foto © EU-Kommission, frei für Infozwecke zum Ökolandbau
Foto © EU-Kommission, frei für Infozwecke zum Ökolandbau
Backwaren aus der EU. Bio sieht man nicht. Es bedeutet aber beispielsweise Verzicht auf chemische Beize vor der Saat oder auf Sikkation vor der Ernte, die künstliche Trocknung mit Pflanzenschutzmitteln. Es ist umstritten, ob Allergien und Unverträglichkeiten von der Chemie oder vom Getreide verursacht werden. Deutschland kann sich mit Getreide, ebenso mit Kartoffeln selbst versorgen. Die bekannte Brotkultur kann sich - noch - gegen Outsourcing, Preisdruck und Schnell-Backverfahren behaupten. Wie gutes Brot mit Handwerk und Zeit gebacken wird, erklärte die Ökotrophologin und Konditorin Lea Leimann (Slow Food).


... Biobauer und Terra Madre (Slowfood)-Jugendkonferenzteilnehmer 2015
Amadé "Mogli" Billesberger aus Moosinning, Umkreis Erding / München - "bayrisch, biologisch, guad is". Der Landwirt arbeitet nach Naturland-Richtlinien und vermittelte nicht den Eindruck, bald Rückumsteller zu werden. Sein Hof nahm an einer CAP bzw. EU-Agrarpolitik-Veranstaltungsreihe der Slow Food Jugend teil, bei der auch eine polnische Bäuerin dabei war, und er war Delegierten auf der TERRA MADRE-Jugendkonferenz 2015 "Terra Madre Giovani - We Feed The Planet". Rund 2500 junge Leute aus der ganzen Welt trafen sich in Italien, um auf die EXPO-Weltausstellung "Feeding the Planet, Energy for Life" den Planeten ernähren, Energie fürs Leben ihre Antwort zu geben ... HIER ein paar Fotos. Und: es waren Delegierte und Teilnehmer aus Ländern dabei, die sonst eher in Krisenberichten auftauchen.

Ökotrophologin, Konditorin, im Leitungsteam der Slow Food Youth Deutschland
Lea Leimann, die seit 2019 im Vorstand von Slow Food Deutschland ist. Die Website der Slow Food Youth Deutschland HIER. Auch Lea Leimann war bei der Terra Madre-Konferenz. Sie beschrieb im Interview ihre Eindrücke und was die Slow Food Jugend will. Sie sprach über Märkte, Zeitdruck, Arbeits- und Ausbildungsbedingungen im Lebensmittelhandwerk, in der Bäckerei, der Gastronomie. Ihr Studium der Ernährungswissenschaft sah sie teilweise kritisch. Genauso manche Ernährungsempfehlungen. Die in Italien gegründete Organisation Slow Food wäre aber nicht Slow Food, wenn ihre Vertreter Genuss vergessen würden! Vielmehr betont Slow Food die Bedeutung gesunder Produktionsweisen und des partnerschaftlichen Handels.


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1. TEIL mit Amadé Billesberger (Teil des Interviews), Lea Leimann (ganzes Interview ab 14:35 Min.), Anna Szumelda (Teil des Interviews), Themenüberblick.
O-Töne etc. siehe oben
DIE MUSIK in der Reihenfolge: Two Minute Warning - Stefan Kartenberg, Aussens@iter (tobias_weber), Bill Ray CC BY-NC + Come home - Alex ft. spinningmerkaba CC BY + Call on me - Dysfanction_AL ft. DJ Vadim CC BY-NC + Creators / Looters (Subliminal, ft. Snowflake, Admiral Bob - CC BY (alle bisherigen von ccmixter.org) + Songo21 - Opening para Songo21 (freemusicarchive.org CC BY-NC-SA.

Thiéboudiène Boukhonk - Zutaten eines bekannten, senegalesischen Gerichtes. Aubergine ist nicht gleich Aubergine: solanum aethiopicum wird regional verwendet. Getrocknete, grüne Hibiskusblätter sind mit dabei usw. Foto © 2015, T. K. Naliaka. CC BY-SA, Wikimedia Commons
Thiéboudiène Boukhonk, ein bekanntes, senegalesisches Gericht. Foto ©, 2015, T. K. Naliaka. CC BY-SA, Wikimedia Commons
Auberginen gehören dazu. Die Solanum aethiopicum schafft es aber nur bis Süditalien. Bei uns ist sie eine Solanum melongena. Verwandt sind beide Solanaceae, Nachtschattengewächse, mit Kartoffeln - die aus Südamerika stammen. Ohne patentfreies Pflanzgut und bäuerliche Zucht hätte es keine Anpassung an deutsches Klima gegeben.
Die Vielfalt an Farben, Formen, Geschäckern ist trotz Trend zur Standardisierung immer noch groß. Das war schon vor Hybridzucht und Genmanpulationen so. Inzwischen sieht man im Laden oder auf dem Markt mal blaue Kartoffeln, violette Karotten, bunte Tomaten. Im konventionellen Supermarkt liegen allerdings auch Fakes. Etwa eine dunkelbraune Tomatensorte, die sich beim Blick auf das Packungsetikett und nach ein paar Recherchen als Sorte von Syngenta entpuppte. Nicht als Erzeugnis geduldiger Zucht vom spanischen Traditionsbauern, der schon als Junge mit seinem Vater auf den Feldern wandelte ...

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Themen: konventionell oder bio, Energiewirt oder Landwirt, QS, Gentechnik, Patente. Terra Madre 2015 und das ganze Interview mit Amadé Billesberger (ab 11:00 Min.). Weitere Ausschnitte aus "Ostseefischer - Chance auf Überleben" (ab 29:50 Min.) und "Heimvorteil - junge Landwirte starten durch". Eine weitere, gekürzte Fassung des Interviews mit Anna Szumelda (ab 34:44 Min.)

DIE MUSIK in der Reihenfolge: SoLaRis (Tarantula - Harder Trance Mix) CC BY-NC-SA + Tchakare Kanyembe - track04 CC BY-NC-SA (freemuicarchive.org) + Creators / Looters (Subliminal, ft. Snowflake, Admiral Bob - CC BY + Eleven PM Jazz - Martijn de Boer NiGiD ft. greg_baumont. CC BY-NC) + Call on me (instrumental) - Dysfanction_AL ft. DJ Vadim

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2. TEIL: LANDWIRTSCHAFT IN POLEN, Situation von Kleinbauern, Kleinbäuerinnen in Südostpolen, Veränderungen seit dem EU-Beitritt, Wirkungen auf die Umwelt - das ganze Interview mit Anna Szumelda. Mit ergänzenden Infos zu EU-Berichten und zu Bio in Polen.
DIE MUSIK in der Reihenfolge: Two Minute Warning - Stefan Kartenberg, Aussens@iter (tobias_weber), Bill Ray - CC BY-NC + Call on me (instrumental) - Dysfunction_AL ft. DJ Vadim - CC BY-NC


WEITERE BEISPIELE ERFOLGREICHER BETRIEBE
+++ Bioland-Betrieb Hof Großholz, über den der NDR 2016 berichtete - erwähnenswert, weil der erfolgreiche Betrieb aus mehreren Gründen (kein Dieselverbrauch, keine Bodenverdichtungen) Arbeitspferde einsetzt. Und das bei Pflege der Wallhecken - Knicks anfallende Holz wird als Energiequelle genutzt, abgesehen von einer PV-Anlage! (siehe Hofinformationen - Energie) +++ ein großes Terra Preta-Forschungsprojekt in der Schweiz, Stichwort Schwarzerde ... - auch passend zum Thema Energie, denn Pyrolyseanlagen produzieren beim Herstellen von Pflanzenkohle auch Wärme und Gas (taz-Bericht zum Projekt) +++


DIE KRISEN
cash crops, hier: Baumwolle mit Erntemaschine. Energiepflanzen werden oft genauso angebaut. Schwere Maschinen verdichten Böden, Monokulturen verringern Biodiversität, chemische Pflanzenschutzmittel und so genannte Kunstdünger können nicht immer so sparsam eingesetzt werden. Gerade bei übernutzten Böden werden Pflanzen anfälliger ... Foto © 2009 Kimberly Vardeman. CC BY, Wikimedia Commons
Cash crops. Anbau zur Ernährung oder Anbau für Investoren, für die Börse? Hier: Baumwolle mit Erntemaschine. Textil- oder Energiepflanzen werden großflächig angebaut, obwohl z. B. Biogas aus mehreren Roh- und Reststoffen hergestellt werden kann. Es gibt Textilpflanzen mit mehr als einer Nutzungsmöglichkeit: Hanf (Öl, Baustoff, Medizinhanf), oder Leinen (Leinöl, Faserpflanze).

Schwere Maschinen verdichten Böden. Monokulturen verringern Biodiversität und sind schon durch das Überangebot einer Kulturpflanze anfälliger für Schädlinge. Chemische Pflanzenschutzmittel und "Kunstdünger" können bei solchen Flächen kaum sparsam eingesetzt werden. Weder verdichtete noch ausgelaugte Böden ernähren Pflanzen ausreichend. Zu erwarten sind noch Sandstürme bei solchen Feldern, vor allem wenn sie nach der Ernte unbedeckt bleiben. Es gab Sandstürme in Ostdeutschland, siehe Informationen im Interview mit Anna Szumelda. In verdichteten oder auch unzureichend durchwurzelten Böden kann Wasser bei Starkregen nicht richtig versickern, der Boden kann abgetragen werden. Nur gesunde Böden filtern und reinigen Wasser gut genug ... viele Nachteile. Vorteil: effiziente, einfache Form der Landwirtschaft, und Cash durch Masse. Foto © 2009 Kimberly Vardeman. CC BY, Wikimedia Commons

WASSERMANGEL, BODENSCHÄDEN, KLIMAWANDEL
Tomaten wurzeln tief genug, um Nährstoffe und Wasser aus der Erde zu ziehen. Im Freiland, oder unter dem Folientunnel. Das Bild zeigt eine Realität: Anbau auf Steinwolle, mit Nährlösungen und Steuerung per Computer ... Foto © Goldlocki, 2002 CC BY-SA, Wikimedia Commons
Tomaten wurzeln tief genug, um Nährstoffe und Wasser aus der Erde zu ziehen. Etwa im Freiland oder unter dem Folientunnel, um Regenguss von oben zu vermeiden. Das Bild zeigt eine andere Realität: Anbau auf Steinwolle, mit Nährlösungen, Steuerung per Computer, und ganz sicherlich aufgedrehter Heizung ... Foto © Goldlocki, 2002 CC BY-SA, Wikimedia Commons

WASSERMANGEL wird auch durch Anbaupraktiken wie im Beispiel der Gewächshaustomaten verursacht. Spanien gibt für die in Deutschland so beliebten Tomaten Wasserreserven her +++ Wassermangel im eigentlich wasserreichen Brasilien (Reportage von Deutschlandradio Kultur. Es wird darin auch der Wasserkreislauf beschrieben, an dem Pflanzen, vor allem Bäume, beteiligt sind. Über die Blätter verdunsten sie Wasser, irgendwann ist die Luft gesättigt, und es regnet ... +++ in den USA wird Dürre, etwa in Kalifornien, oft dem Klimawandel zugeschrieben, hier noch eine weitere Beschreibung der Situation. Allerdings wurde mit dem Central Valley eine Anbauregion für wasserhungrige Kulturpflanzen gewählt, die dort zwar viel Sonne haben, aber aufwändig bewässert werden müssen +++ Stichwort Dürre: die SAHELZONE Afrikas galt vom 16.-18. Jahrhundert als "blühendes Gebiet" (Info vom Schulbuchverlag Ernst Klett). Zum Standort nicht passende Bewirtschaftungsweisen in dieser für Dürre nun mal anfälligen Region führten mit der Zeit zur Verwüstung ...

DÜRRE, KLIMAWANDEL, AUSGELAUGTE BÖDEN

HIER ein D.O.-Infogramm von 2015 über Landwirtschaft, Dürre und Klimawandel, auch mit ermutigenden Beispielen, an welchen Schrauben Menschen drehen können +++ eine Podiumsdiskussion von 2012, veranstaltet u. a. von Spektrum der Wissenschaft, über eine besonders drastische Maßnahme gegen Klimawandel: Geo-Engineering, Wettermanipulation kontinental und global.

An dieser Diskussion nahm auch der Meeresbiologe Ulrich Bathmann vom Leibnitz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde teil. Eine Anfrage von D.O. an das Institut, was Meeresforscher von der Diskussion um Entlastung der Meere (angesprochen auf der EcoFarm Conference 2016, ab ca. 8:20 Min.) durch verbesserte CO₂-Speicherfähigkeit der Ackerböden mit Methoden des Ökolandbaus halten, wurde mit einer weitergeleiteten Mail von Peter Leinweber, Professor für Bodenkunde an der Universität Rostock, so beantwortet:

"(...) die Thematik zusätzlicher C-Speicherung im Boden als Maßnahme zur CO₂-Entlastung der Atmosphäre/Ozeane ist eines der heißesten Themen in der Bodenforschung.

Da gibt es viele Anknüpfungspunkte, und vieles davon ist in der Tat nicht neu, sondern es sind alte Kulturtechniken, die teilweise in Vergessenheit geraten sind. Wir haben in dem Zusammenhang gerade auch eine aktuelle Veröffentlichung, die zeigt, dass die fruchtbarsten Böden in MV und SWH mit großen C-Speicherungen durch Menschen entstanden sind, in dem sie inkohltes Material eingearbeitet haben. In der nachfolgenden Veröffentlichung werden wir zeigen, dass auch die Einarbeitung mariner Biomasse (Seetang) zu dieser Kultivierung in küstennahen Räumen dazugehörte und dass das seit der spätrömischen bis in die Vikingerzeit gemacht wurde (Poel, Fehmarn, Dänemerk) bzw. in Südnorwegen noch heute gemacht wird. Heute hätte man mit den besseren technischen Möglichkeiten auch das Potenzial, solche fruchtbaren Böden herzurichten und das z.B. mit der Nährstoffretention in Zuflüssen zu den Meeren zu kombinieren. Das ist eine wesentliche Idee aus HRO, die ich in den im Begutachtungsverfahrens befindlichen EU-Antrag "PhoenixB" in Blue Baltic eingebracht habe."


(Anm. D.O.: im Anhang war eine wissenschaftliche Studie aus der Bodenkunde mit dem Titel: "Soil organic matter characteristics as indicator of Chernozem genesis in the Baltic Sea region" (sinngemäß: Charakteristiken organischer Masse in Böden als Anzeichen für die Entstehung von Schwarzerde (manchmal geschrieben: Tschernosem) in der Ostseeregion. Schwarzerde ist wegen des Humusgehaltes so dunkel und gilt als besonders fruchtbar. Der Bauernverband schreibt, nach den Ozeanen seien Böden die größen CO₂-Speicher. CO₂ sei in Form von organischer Masse und Humus in Böden gespeichert. Auf dem Bildungsserver steht zum Zusammenhang Boden - Klima:

"Auch für den Kohlenstoff-Kreislauf sind die Böden von großer Bedeutung. Sie speichern mehr als doppelt so viel Kohlenstoff wie die oberirdische Pflanzendecke, stehen allerdings nicht in so unmittelbarer Wechselwirkung mit der Atmosphäre wie diese."


(Anm. D.O.: der in Pflanzen gespeicherte Kohlenstoff wird entweder abgeerntet, oder tote Pflanzenreste werden in die Böden eingearbeitet und von Bodenlebewesen zu Humus umgebaut. Aber wie können diese Vorgänge CO₂ aus der Atmosphäre reduzieren? - HIER noch eine Erklärung, was "Inkohlung" bedeutet. HIER ein wissenschaftlicher Beitrag zum Stichwort Nährstoffretention. Wasser- und Stoffretentionsfähigkeit meint die Fähigkeit von Böden, Wasser und Stoffe zurückhalten und speichern zu können. Ohne diese Fähigkeit, also ohne entsprechende Bodenstruktur, werden Nährstoffe ausgewaschen und geraten so in die Gewässer. Weil intensiv bewirtschaftete und stark gedüngte Böden das oft nicht mehr können, gibt es diverse Maßnahmen, zum Beispiel Gründüngung: Anbau von Pflanzen, die Nährstoffe wie beispielsweise Stickstoff binden können (Leguminosen), dem Boden eine schützende Decke geben und unterirdisch mit Durchwurzelung für Struktur sorgen. Ein weiteres Stichwort ist Renaturierung.



... und
EXTREME KRISEN, EXTREME SCHÄDEN AN UMWELT UND MENSCHEN

+++ neben zahlreichen Herausforderungen, Krisen und Problemen beschreibt der WELTAGRARBERICHT von 2008 auch Lösungen, Auswege, Ermutigendes. Eines der Themen ist MISSBRAUCH WIRTSCHAFTLICHER MACHT +++ ... und ein drängendes Thema ist HUNGER. Sehr deutliche Worte fand der frühere UN-Sonderberichterstatter Jean Ziegler zu Strukturen, die Hunger zulassen, begünstigen, verewigen. Es gibt nicht viel hinzuzufügen. Die vormals in Brasilien regierende PT (Arbeiterpartei) hatte mit ihrem ZERO FOME-Programm, Null Hunger, international anerkannte Erfolge - dazu ein Bericht mit Kommentar vom philippinischen "Rappler". +++ LANDRAUB (gleichnamiger Dokumentarfilm): während Landgrabbing die Aneignung durch wirtschaftliche Macht ist, bedient sich Landraub Drohungen, roher Gewalt, Vertreibung. +++ massive UMWELTSCHÄDEN, die Nahrungsproduktion unmöglich machen: Die giftigsten Orte der Welt (Info: Spektrum der Wissenschaft). Die Liste solcher Orte ist länger. Massiver Einsatz von Agrarchemikalien in Lateinamerika. Atomkraft-Katastrophen Tschernobyl, Fukushima. Uranmunition, die giftigen Uranstaub freisetzt, eingesetzt in Afghanistan, in Balkanländern, im Irak. Das im längst vergangenen Vietnam-Krieg von den USA eingesetzte Entlaubungsmittel Agent Orange vergiftet immer noch Menschen und Umwelt. Noch immer wirken im Umfeld des japanischen Ortes Minamata jene quecksilberhaltigen Industrieabwässer, die ab den 1950ern eingeleitet wurden. +++ KRIEG zwingt Menschen zur Flucht und verhindert Sesshaftigkeit, damit auch Landwirtschaft, die Zeit und einen Standort braucht.



DIE PERSPEKTIVE
Selbst aus Ländern, die von den extremen Krisen betroffen sind, gibt es Beispiele, die Anlass zur Hoffnung geben. Diese werden hier noch gesammelt.

Und: die Zukunft könnte eher eine Evolution statt Revolution sein, denn seit Menschen sesshaft wurden, ackern und gärtnern sie. Sie fischen, halten Tiere, züchteten aus Wildgräsern Getreide, passten noch weitere Kulturpflanzen an ihre Standortbedingungen an. Sie gaben seit jeher Wissen, Erfahrungen, Techniken, Praktiken an folgende Generationen weiter. So war es eine kontinuierliche, stetige Weiterentwicklung.

Mit Windkraft eine Mühle oder Frachtschiffe zu betreiben, hat immer noch Sinn und wird auch gemacht, mal abgesehen von moderner Windenergiegewinnung. Mit Pferden ackern, weil sie Böden nicht verdichten, ab und zu Dünger abwerfen und dem Bauern eine gerade und unverkrampfte Arbeitshaltung ermöglichen, wurde wieder entdeckt und für gut befunden. Kompostierung ist heute so modern wie früher. Ältere Kulturpflanzensorten wurden wieder entdeckt, ihr Nährwert und Geschmack. Auch diese Liste ist länger ...




ursprünglich veröffentlicht: 2016, letzte Änderungen: Juni 2018. Archiv-Version mit Änderungen (nur im Artikel): Mai 2020


ERGÄNZUNG AUS DEM AUDIO-ARCHIV:

»» D. O.-Sendung Januar 2013: "Wir haben es satt!" - ein breites Bündnis aus Bauern-, Verbraucher-, Entwicklungshilfe- und Umweltschutzorganisationen für eine Agrarwende (Demo und Veranstaltungen 2012/13) + Ausschnitte aus dem Dokumentarfilm von Marie-Monique Robin Die Zukunft pflanzen - wie können wir die Welt ernähren? (ARTE Edition) + Ausschnitte einer Infoveranstaltung vom "Bündnis für Gentechnikfreie Landwirtschaft in Niedersachsen, Bremen, Hamburg" / Greenpeace Hannover / dem Umweltchemiker und Biologen Heribert Wefers, 2012. Länge 59:59 Min. / 90.4 MB
O-TÖNE ©: Trägerkreis des Agrarwendebündnisses. Eine Referentin auf der Demo war Bernadette Ouattara aus Burkina Faso (INADES-Formation). Höflich, aber bestimmt, kritisierte sie Globalisierung und internationale Agrarpolitik +++ Dokumentarfilm Die Zukunft pflanzen - wie können wir die Welt ernähren von Marie-Monique Robin. ARTE Edition / DVD auch bei absolut Medien +++ Bündnis für Gentechnikfreie Landwirtschaft in Niedersachsen, Bremen, Hamburg. Aktueller Link zum Agrarbündnis Niedersachsen und zum bundesweiten Bündnis gentechnikfreier Regionen +++ Greenpeace Hannover, zum Ende des Schulprojektes HannoverGEN +++ Biologe und Umweltchemiker Heribert Wefers, Link u. a. zur Studie über das Schulprojekt +++ Sendung: Sylvia Schmidt / Demokratie Online, 2013. CC BY-NC-ND. demokratie-online.net + demokratie-online.info seit Aug. 2016. Neuer Stand: das Schulprojekt wurde beendet (und durch ein anderes ersetzt). Dahinter steckten Agrar- und Agrochemiekonzerne, die mit patentiertem Saatgut Monopole schaffen und Agrochemie-Märkte sichern wollen, außerdem ein bekannter Gentechnik-Lobbyist (Der Spiegel, 2013)